Ein Hof für zwei Brüder: Die Übergabe rechtzeitig planen
Vorausschauend, aber nicht übereilt: Raphaël Favre, 50, wird die Leitung des Familienbetriebs eines Tages an seine beiden Söhne Eric und Romain übergeben. Die Söhne packen das Projekt, die Zukunft vorzubereiten und gleichzeitig das Familienerbe zu respektieren, mit Zuversicht an.
« Es ist eine Familiengeschichte, eine Geschichte von Generationen, ein ganzes Erbe, das man seinen Kindern hinterlässt. »
Raphaël Favre, Milchproduzent in Le Crêt
2008 erbt Raphaël Favre den Hof seines Vaters, der ursprünglich von seinem Grossvater bewirtschaftet wurde. Die Milchproduktion war damals die Hauptaktivität auf dem Landgut. Dank einer Partnerschaft mit einem Kollegen, dessen Kinder kein Interesse an einer Übernahme hatten, wurde es vergrössert. Eine gewinnbringende Entscheidung: Nicht nur, dass er genügend abwirft, um die Familie Favre mit ihren drei zwischen 2002 und 2008 geborenen Kindern zu ernähren, ist der Betrieb nun auch gross genug, um an die beiden Söhne weitergegeben zu werden: «Unsere Tochter steht kurz davor, eine Lehre als Landwirtin zu beginnen, möchte aber später in die Agrarwissenschaft gehen», sagt Raphaël.
Ein früher Wendepunkt
Auch wenn die Favres nun gelassen in die Zukunft blicken, mussten sie einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen: 2012 zerstörte ein Feuer einen Teil ihres Hofes, 27 Tiere starben. «Es war gleichzeitig ein Trauma und ein Wendepunkt für uns. Es stellte sich die grosse Frage: alles wieder aufbauen oder nicht? Wir mussten die Kinder viel früher als geplant in die Zukunft des Betriebs einbeziehen. Trotz ihres jungen Alters bekräftigten sie ihr Interesse und sind seitdem nicht mehr davon abgerückt», erzählt Raphaël. Das wiederaufgebaute Gebäude steht für die Entschlossenheit der Familie, den Einsatz für die Zukunft und die gemeinsame Leidenschaft für die Arbeit mit den Tieren und dem Land.
Besser zu zweit
Eric ist 22 Jahre alt und bereitet sich berufsbegleitend auf seinen eidgenössischen Fachausweis als Landwirt vor, den er bis 2025 erlangen will. Sein jüngerer Bruder Romain steht kurz vor dem Abschluss seiner Ausbildung zum Landwirt. Wie er selbst zugibt, ist Romain nicht so «akademisch» wie sein Bruder und interessiert sich wenig für Verwaltungsangelegenheiten. Zumindest am Anfang wird sich hauptsächlich Eric um die Verwaltung des Betriebs kümmern. Beide arbeiten hart, sind gewissenhaft und willensstark und haben keine Angst vor neuer Verantwortung. Jeder hat seine Stärken: Eric stellt den richtigen Umgang mit den Maschinen sicher, Romain kann besonders gut mit den Tieren umgehen. Sie ergänzen einander gut und werden den Betrieb in etwa zehn Jahren übernehmen und das Vermächtnis ihres Vaters weiterführen. «Es ist eine Familiengeschichte, eine Geschichte von Generationen, ein ganzes Erbe, das man seinen Kindern hinterlässt», freut sich Raphael. Er kann sich vorstellen, noch eine Weile als Angestellter für seine Söhne zu arbeiten.
«Unser Land braucht Milch!»
Die beiden Brüder verbindet viel: «Wir haben den gleichen Alltag und die gleichen Erinnerungen», erzählt Eric. Romain fügt hinzu: «Wenn wir zwei, drei Tage vom Hof weg sind, ist das okay, aber dann wird es langweilig». Zurzeit planen sie, mittelfristig eine provisorische Struktur zu ersetzen, die nach dem Brand für Jungvieh errichtet worden war. Mit Blick auf die Zukunft der Milchproduktion sind sie zuversichtlich: «Unser Land braucht Milch und wir sind stolz darauf, zu einem edlen Produkt wie dem Gruyère AOP beizutragen», antwortet Eric. Wie sein Vater und sein Bruder ist er gegen das Robotermelken, um die Verbindung zu den Tieren zu erhalten. Begeistert erzählt Raphaël von einem Besuch englischer Käseverkäufer auf dem Hof: «Sie haben uns versichert, dass Charles III. eine grosse Schwäche für den Gruyère AOP aus Le Crêt hat!», schmunzelt er.